Bisherige Programme

 

 

Hier finden sich alle Programme, die das Münchner Crüppel Cabaret gespielt hat zum Download als PDF-Datei.


 

 

Soziallästig

 

Premiere 18. März 1983
 

Die Entwicklung des Münchner Crüppel Cabarets

 

Die kritischen Stimmen waren unüberhörbar. „Behinderte auf der Bühne -wie geschmacklos.“ – Das Theater hat eigene ästhetische Gesetze; da kann höchstens ein Nichtbehinderter einen Behinderten mimen. " - "Wie sich diese Menschen nur so bloßstellen können." Dies war im Jahre 1979 zu hören, als im Theater der Jugend in München das Theaterstück "Licht am Ende des Tunnels“ uraufgeführt wurde. Ausgegangen war die Idee vom Behindertenreferat der Münchner Volkshochschule. Mit seinem Kursangebot "Wir spielen Theater" wollte es nicht nur Freude am darstellerischen Spiel vermitteln, sondern auch aktiv Öffentlichkeitsarbeit zu Gunsten behinderter Menschen und ihrer Probleme leisten. Der überwältigende Erfolg der behinderten und nicht behinderten Laiendarsteller und der Handvoll nichtbehinderter Profis ließ die Skeptiker zwar nicht verstummen, zeigte jedoch, daß man auf dem richtigen Weg war, und gab Mut zu neuen Projekten. 

In Zusammenarbeit zwischen dem Jugendstückautor und Dramaturgen Werner Geifrig und dem Fachgebietsleiter für Behindertenarbeit an der Münchner Volkshochschule, Peter Radtke, entstand als nächste Etappe das preisgekrönte Einpersonenstück "Nachricht vom Grottenolm". Diese Produktion des Theaters am Sozialamt (TamS) erlebte über fünfzig Aufführungen in der bayerischen Landeshauptstadt, gastierte innerhalb und außerhalb der wei߬blauen Grenzpfähle und wurde schließlich in einer Hörspielfassung von verschiedenen deutschen Rundfunkanstalten übernommen.

Beide positiven Erfahrungen - die konstruktive Arbeit in einem Theaterkurs der Volkshochschule und die gute Kooperation zwischen einem Fachmann des Theatermetiers und einem betroffenen Profi der Behindertenarbeit - legten die Basis für den Versuch eines Behindertenkabaretts. Wie schon bei "Licht am Ende des Tunnels“ stand wiederum ein wöchentlicher Volkshochschulkurs am Anfang des Unternehmens. Jeden Montag wurden Texte gemeinsam erarbeitet, Probleme diskutiert und Umsetzungsmöglichkeiten erörtert. Auch wurde bereits die eine oder andere Szene in ihrer Darstellungsform geprobt. Bald stellte sich jedoch heraus, daß die Arbeit an einem abendfüllenden Programm notwendigerweise den engen Rahmen eines Volkshochschulangebots sprengen mußte.

Hinzu kam die Erkenntnis, daß kabarettistische Aussagen, die ihrem Wesen nach subjektiv überspitzt sein müssen, nur schwer mit der gebotenen Neutralität und Überparteilichkeit eines großen Erwachsenenbildungsträgers vereinbar sind. Schließlich – und auch dieser Aspekt war zu berücksichtigen - bot der knappe finanzielle Spielraum, welcher der Münchner Volkshochschule bei der augenblicklichen Wirtschaftslage zur Verfügung steht, keinerlei Chance, eine auch nur annähernd reguläre Theaterproduktion zu erstellen. Aus all diesen Gründen beschlossen die Teilnehmer des Theaterkurses die Gründung einer eigenständigen Theatergruppe mit dem bezeichnenden Namen "Münchner Crüppel Cabaret" .

Was soll mit den drei Bestandteilen dieser Namengebung ausgedrückt werden? "München" weist darauf hin, daß bei aller "Weltoffenheit" und Allgemeingültigkeit der angesprochenen Probleme die bayerische Landeshauptstadt in Themenauswahl und Aktualitätsbezogenheit Ausgangspunkt ist und bleiben soll. Mit der verfremdeten Bezeichnung "Crüppel" wird die Solidarität mit jenen angedeutet, die den Begriff "Behinderte" ablehnen, weil er ihrer Meinung nach die tatsächliche Situation der Betroffenen nur verschleiert; ohne daß deshalb die Forderungen und Anschauungen dieser Bewegung uneingeschränkt von allen Ensemblemitgliedern getragen würden. "Cabaret" besagt schließlich, daß das Programm neben herkömmlichem Kabarett auch Tanzszenen, Slapsticknummern und unterhaltsame Einlagen bietet.

Wenn manchem Zuschauer bei einigen Witzen vielleicht das Lachen im Halse stecken bleiben mag, weil die Realität oft jeden noch tollen Theaterspaß an Groteske überholt, so ist dies nicht ganz unbeabsichtigt. Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst – und darum darf gelacht werden.

 

Peter Radtke (aus: Programm "Soziallästig")

 


 

Programm

 

ERÖFFNUNG (Ensemble)

MEHR HERZ 1 (Scharbert, Wolff, Ulbricht)

DER FLIEGENDE ROLLSTUHL (G. Radtke, Rolle, Winkmann)

DIE GEHEIMSTEN GEDANKEN EINES FESTREDNERS (Ulbricht)

NUMMERNGIRL 1

DAS KAFFEEKRÄNZCHEN (Jentsch, G. Radtke, Scharbert, Bethscheider, P. Radtke)

MEHR HERZ 2 (Wolff, Scharbert, Rolle)

DIE IRREGULARITÄTEN EX DEFECTU (P. Radtke, Kubsch, Rolle)

LOGENDIALOG 1 (P. Radtke, Winkmann)

DAS ARME KLEINE KRÜPPELCHEN (Jentsch, Aicher, Wolff)

DER FEHLENDE SCHÜLER (Kubsch, Rolle)

MEHR HERZ 3 (Scharbert, Bethscheider, Wolff)

VORSICHT BEI HEITERKEITSAUSBRÜCHEN (Winkmann)

DAS MIRAKEL IM ARBEITSAMT (Aicher, Rolle)

LOGENDIALOG 2 (P. Radtke, Winkmann)

EIN HEISSER FLIRT (Scharbert, Kubsch)

DAS RECHENGENIE (Aicher, Rolle)

SOZIALLÄSTIG-SOLO (P. Radtke)

HELFEN 1 (Kubsch, Rolle, Winkmann)

DANKESCHÖN (Ensemble)

MEHR HERZ 4 (Scharbert, Winkmann)

NUMMERNGIRL 2

KLASSISCHES BALLETT (Scharbert, P. Radtke, Winkmann, Wolff)

NUMMERNGIRL 3

PAUSE

ROLLSTUHLMODESCHAU (Scharbert, Kubsch, Winkmann, Wolff)

LOGENDIALOG 3 (P. Radtke, Winkmann)

MEHR HERZ 5 (Wolff, Aicher)

SONNENSCHEIN-SOLO (Scharbert, Bethscheider, Jentsch)

HELFEN 2 (Scharbert, Kubsch)

DIE SONNENSTUNDE (Ensemble, Winkmann)

NUMMERNGIRL 4

KOSMETISCHE INTEGRATION (Bethscheider, Jentsch, Scharbert)

DER NEUE TARZAN (P. Radtke, Winkmann)

MEHR HERZ 6 (Scharbert, Bethscheider, P. Radtke)

DER ZEUGUNGSFÄHIGKEITSNAGHWEIS (Kubsch, Rolle, Wolff, Ulbricht)

LOGENDIALOG 4 (P. Radtke, Winkmann)

DER VORWEIHNACHTLICHE BESUCH (Jentsch, Scharbert, Ulbricht, Winkmann)

MEHR HERZ 7 (Wolff)

EIN BETROFFENER KOMMT ZU WORT (Ulbricht, P. Radtke, Bethscheider)

NUMMERNGIRL 5

DIE SNOBS -SHOWNUMMER (Scharbert, P. Radtke, Winkmann)

NUMMERNGIRL 6

 


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(kommt noch)

 

Schlagzeilen Krüppeldick

 

Premiere 16. November 1984

 

Gedankenlosigkeit, Ignoranz und einer Sozialpolitik, die diesen Namen kaum noch verdient. In seinem neuen Programm verwendet das Münchner Crüppel Cabaret diese Schlagzeilen ebenfalls als "Aufmacher", beläßt sie in ihrer Oberflächlichkeit; denn das Ensemble hat empfindlichere Antennen ausgefahren und sich dem Kleingedruckten im Innneren der Zeitungen und Zeitschriften zugewendet.

Dort, im Vermischten, in Lokal- und Regionalteilen, stießen wir auf kurze Berichte, Meldungen und Politiker-Aussagen, die - ohne die schrillen Töne der Schlagzeilen - die Gefährlichkeit gegenwärtiger Entwicklungen signalisieren, nicht nur für Behinderte, für uns alle.

Trübe Erfahrungen und schmerzliche Erlebnisse lassen uns viele dieser Signale - möglicherweise - sensibler einordnen, als viele Nichtbehinderte es tun würden.

Das Münchner Crüppel Cabaret will diese empfangenen Signale verstärkt und dechiffriert weitergeben, völlig unsachlich und damit ganz und gar unpolitisch. Nicht schwarz-weiß malend, sondern mit schwarzem Humor, mit dem Entsetzen Spott treibend. Solange wir lachen können, kann es uns auch gelingen, uns gefährlichen Entwicklungen entgegenzustemmen.

(aus dem Programm:)

 


 

Programm

 

PROLOG (Kubsch, Rolle, Ulbricht)

ERÖFFNUNG (Ensemble)

TEILBEERDIGUNG (Rolle, Ulbricht, Brunner, Winkmann)

AUSGEWOGEN 1 (Rolle, Brunner, Scharbert)

BEHINDERTENGERECHTE PLANUNG (Scharbert, Ulbricht)

UNSER EINER (Bethscheider, Brunner, Kubsch, Scharbert, Winkmann)

BALLASTEXISTENZEN (Radtke)

WIR SIND KEINE SORGENKINDER (Brunner)

AUSGEWOGEN 2 (Rolle, Brunner, Scharbert)

GESCHÜTZTER LEBEN (Bethscheider, Kaiser)

SCHLAGZEILEN KRÜPPELDICK (Scharbert)

DAS VORURTEIL DES ANSTALTSLEITERS (Aicher, Bethscheider, Kubsch , Rolle, Ulbricht)

DIE DEUTSCHE ALTERNATIVE (Kaiser)

WAS HAB ICH? (Kaiser, Brunner, Kubsch, Radtke, Rolle, Scharbert, Ulbricht)

DER HELD AUS BAYERN (Aicher, Bethscheider)

BALLETT: BAUERNTANZ (Brunner, Scharbert)

KLASSISCHES BALLETT (Brunner, Scharbert, Winkmann)

AUSGEWOGEN 3 (Kubsch, Brunner, Scharbert)

GESCHÜTZTER LEBEN (Bethscheider, Kaiser)

BILANZ DER GUTEN TATEN (Scharbert, Ulbricht)

AMERIKANISCHE PERSPEKTIVEN (Winkmann)

DIE UNSICHTBARE SICHERHEIT (Bethscheider, Kubsch, Winkmann)

WIE GEHTS UNS DENN? (Bethscheider, Kaiser, Kubsch, Scharbert)

EINTRITT FUR DEN HIMMEL (Bethscheider, Kubsch, Scharbert)

AUSGEWOGEN 4 (Rolle Brunner, Scharbert)

ABSEITSSTELLUNG (Ensemble)

KRÜPPEL AN DIE FRONT (Ensemble)

1. NATO-BEHINDERTEN-BATAILLON (Ensemble)

STARS & STRIPES MARSCH (Ensemble)

EPILOG: TEURE HEIMAT (Ensemble)

 


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Die Rückkehr der Rollpertinger   

 

Premiere 30. Mai 1986

UNSER DRITTES PROGRAMM

Das Münchner Crüppel Cabaret feiert die Premiere seines dritten Programms im Rahmen der Wiener Festwochen. Diese Tatsache kann als Anhaltspunkt für die breite Resonanz gesehen werden, die die künstlerische Arbeit der Truppe inzwischen über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus gefunden hat.

Mit jedem seiner Programme sucht das Münchner Crüppel Cabaret nach neuen künstlerischen Ausdrucksformen. Dabei dürften die Rollstuhlballette und -tänze nach klassischen und modernen Musiken einzigartig in ganz Europa sein. Rollschoi-Ballett.

Wenn das neue Programm "Die Rückkehr der Rollpertinger" in Bayern angesiedelt ist, der Heimat des Wolpertingers, jenes putzigen Fabelwesens, so soll damit nicht der Anschein erweckt werden, als seien die angeprangerten Mißstände nur in Bayern anzutreffen.

Das gilt auch für die Szenen, die sich auf der Basis persönlicher Erlebnisse mit einer beflissenen Frömmigkeit auseinandersetzen, die die Behinderten zum Objekt segenheischender Begierden degradiert. Es sollen keine religiösen Gefühle verletzt werden, zumal einige Mitglieder der Truppe selber gläubige Christen sind. vielmehr geht es darum, aufzuzeigen, daß Glaube nicht vor Torheit schützt.

Die Roll-, Geh- und Stehpertinger des Münchner Crüppel Cabarets grüßen die Tiroller, die Rollgäuer, die Bewohner der Rollomiten sowie die Gehrollsteiner, die Leute aus Gehretsried, aus Laufen, und Stehglitz und wünschen ihrem Publikum viel Spaß und gute Unterhaltung.

 


 

Programm

 

ROLLPERTINGER VOR DEN TOREN  (Ensemble) 

DER ROLLPERTINGER AN SICH  (Stolle) 

ANTEILNAHME   (Brunner, Özkaya, Scharbert, Ulbricht, Winkmann) 

IM ANGESICHT GOTTES  (Radtke, Scharbert, Winkmann) 

DIE FEINSCHMECKER  (Bethscheider, Brunner, Rolle / Stolle) 

SOLCHE LEUT UND SOLCHE  (Kaiser, Scharbert) 

DAS FERSEHIMPERIUM SCHLÄGT ZURÜCK  (Bethscheider, Brunner, Kaiser, Rolle / Stolle, Scharbert, Ulbricht, Winkmann) 

EINMAL BURGHAUSEN UND ZURÜCK (Radtke, Winkmann) 

INTEGRATIONSPOLITIK (Rolle / Stolle, Ulbricht) 

DIE WEISSEN SPATZEN VON OHU (Brunner) 

DOKTOR BERNBECK AUS BARMBEK IM ALSTERLAND (Brunner, Özkaya, Scharbert, Ulbricht, Winkmann) 

FÜR BEHINDERTE BESONDERS GEEIGNET (Brunner, Ulbricht) 

DER ROLLPERTINGER VERHALTENSPSYCHOLOGISCH BETRACHTET (Stolle) 

KEIN PLATZ FÜR VATER (Bethscheider, Brunner, Kaiser, Radtke, Rolle / Stolle, Ulbricht) 

KAFFEEFAHRT INS GLOTTERTAL (Bethscheider, Kaiser, Radtke, Rolle / Stolle, Ulbricht, Winkmann) 

ALLES KLEBER (Brunner, Ulbricht, Winkmann)         

DIE INVASION DER ROLLPERTINGER (Ensemble) 

TANZ DER ROLLPERTINGER (Brunner, Özkaya, Scharbert, Winkmann) 

NÄCHSTER HALT ALTÖTTING (Bethscheider, Kaiser, Özkaya) 

ZWEI SEELEN (Bethscheider, Brunner) 

DAS WUNDER IN ALTÖTTING (Bethscheider, Brunner, Kaiser, Özkaya, Radtke, Rolle / Stolle, Ulbricht, Winkmann) 

ICH BIN SO FREI (Winkmann) 

DER ROLLPERTINGER THEOLOGISCH GESEHEN (Stolle) 

ROLLIE & CLYDE (Bethscheider, Kaiser, Radtke, Rolle / Stolle, Scharbert, Ulbricht, Winkmann) 

TANZ VON ROLLIE & CLYDE (Scharbert, Winkmann) 

GERANIENPFLEGE (Kaiser, Radtke) 

ANNELIESES KIND (Bethscheider) 

DIE ALPENKLINIK (Bethscheider, Brunner, Özkaya, Radtke, Rolle / Stolle, Scharbert, Ulbricht, Winknann) 

DER ROLLPERTINGER AUS PHILOSOPHISCHER SICHT (Stolle) 

IM REICH DER GEIERROLLI (Ensemble) 

TANZ DER TIROLLER (Ensemble) 

KÖNIGLICHES FINALE (Ensemble)

 


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Krückblende 

 

Premiere 12. November 1987

 

Fünf Jahre alt ist das Münchner Crüppel Cabaret geworden, allen Skeptikern zum Trotz, die da orakelt hatten, ein Kabarett, das sich mit Problemen behinderter Menschen auseinandersetze, laufe sich sehr schnell tot. Nun, wir sind nach fünf Jahren immer noch quicklebendig, und die Besonderheiten unserer künstlerischen Arbeit haben sich nicht nur in München herumgesprochen, sondern auch über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus. Wir können gar nicht so viel spielen, wie wir Gastspielangebote bekommen. Das Münchner Crüppel Cabaret ist gefragter denn je.

Der weitaus überwiegende Teil unserer Aufführungen sind Gastspiele außerhalb Münchens. Die räumlichen und technischen Unzulänglichkeiten, denen wir uns mitunter trotz eindeutiger · schriftlicher und fernmündlicher Absprachen mit den Veranstaltern ausgesetzt sehen, stellen immer wieder eine große Herausforderung an unsere Duldsamkeit und Improvisationsgabe dar. Die in diesem Heft abgedruckten Äußerungen einzelner Ensemblemitglieder vermitteln eine leise Ahnung davon. Aber anstrengende Busfahrten und das hin und wieder hektische Getriebe beim Bühnenaufbau und der technischen Einrichtung der Vorstellung sind vergessen, sobald das Licht zur ersten Szene aufscheint, sind vergessen, wenn sich das Publikum von unseren Darbietungen mitreißen läßt und sie mit Beifall würdigt.

Wir lieben unser Publikum, und wir fühlen uns in.unserer künstlerischen Arbeit bestätigt, wenn wir behinderte Zuschauer ermutigen konnten, aus ihrer Isolation herauszutreten, sich zusammenzurotten, frech zu werden und möglicherweise Ähnliches zu versuchen wie wir. Bestätigt fühlen wir uns auch, wenn nichtbehinderte Zuschauer lachend erkannt haben, wie töricht ihre ihnen anerzogenen Vorurteile gegenüber behinderten Menschen doch sind.

Zusammen mit unserem Publikum möchten wir unser Jubiläum feiern, mit ihm zukrückblicken auf fünf Jahre erfolgreicher Arbeit, von der wir einige der beim Publikum beliebtesten Nummern aus unseren vergangenen drei Programmen zeigen. Dazu wünschen wir uns und unserem Publikum viel Spaß.

(aus dem Programm:)  

 


 

Programm

 

DIE SNOBS (Özkaya, Scharbert, Winkmann) 

CONFERENCE (Stolle) 

DANKESCHÖN (Ensemble) 

CONFERENCE (Stolle) 

BIG SPENDER (Brunner, Scharbert, Winkmann) 

DIE UNSICHTBARE SICHERHEIT (Bethscheider,Kubsch,Winkmann) 

CONFERENCE (Stolle) 

TANZ DER ROLLPERTINGER (Brunner,Özkaya,Scharbert, Winkmann) 

INTEGRATIONSPOLITIK (Rolle, Ulbricht) 

CONFERENCE (Stolle) 

ROLLIE & CLYDE (Scharbert, Winkmann) 

ZWEI SEELEN (Bethscheider, Brunner) 

IM REICH DER GEIERROLLI (Ensemble) 

CONFERENCE (Stolle) 

ALLES KLEBER (Brunner,Ulbricht, Winkmann) 

CONFERENCE (Stolle) 

WAS HAB ICH? (Brunner, Heß, Kubsch, Radtke, Rolle, Scharbert, Ulbricht) 

CONFERENCE (Stolle) 

DER NEUE TARZAN (Brunner, Winkmann) 

NACHSTER HALT ALTÖTTING (Bethscheider, Heß, Özkaya) 

RUSSISCHER BAUERNTANZ (Brunner, Scharbert) 

EIN BETROFFENER KOMMT ZU WORT (Brunner, Ulbricht, Bethscheider) 

CONFERENCE (Stolle) 

KLASSISCHES BALLETT (Brunner, Özkaya, Scharbert, Winknann) 

EINTRITT FÜR DEN HIMMEL (Bethscheider, Kubsch, Özkaya) 

CONFERENCE (Stolle) 

ERSTES NATO-BEHINDERTEN-BATAILLON (Ensemble) 

CONFERENCE (Stolle) 

YOU'RE DRIVING ME CRAZY (Ensemble)

 


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(kommt noch)

 

Krüppel aus dem Frack   

 

Premiere 3. Mai 1988

TOTGEWÜNSCHTE LEBEN LÄNGER

Münchner Crüppel Cabaret - bat sich das nach fünf Jahren nicht totgelaufen? Haben sich die Ideen nach drei Programmen nicht erschöpft?

Sollte das Münchner Crüppel Cabaret nach so langer Zeit nicht endlich etwas anderes machen, nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten suchen?

Das sind Fragen, mit denen wir seit der Jubiläums-Show zum fünfjährigen Bestehen des Münchner Crüppel Cabarets konfrontiert sind.

Manchmal haben wir das Gefühl, daß es sich weniger um Fragen handelt, als um Feststellungen, die nur noch der Höflichkeit halber in die Frageform verpackt sind. Es wundert uns ein wenig, das ausgerechnet dem Münchner Crüppel Cabaret diese Fragen gestellt werden. Die Lach- & Schießgesellschaft würde von diesen Skeptikern sicher nicht gefragt werden, ob sich das kabarettistische Mittel nicht langsam verbraucht oder ihr der Stoff fii.r

neue Nummern mangels gesellschaftlicher Mißstände nicht bald ausginge.

Trotzdem, hier sind unsere Antworten: Es hat sich überhaupt nichts erschöpft, im Gegenteil. Und allein beim Klang des Wortes "Totgelaufen“° läuft uns angesichts der Sterbehilfe- und Mitleidstoddiskussion ein kalter Schauer über den Rücken. 

Und darum haben wir es gemacht, das vierte Programm des Münchner Crüppel Cabarets: "Krüppel aus dem Frack", und so ist es auch gemeint. Denn es gibt im Moment generell die Tendenz, Behinderte und Tod immer irgendwie in Zusammenhang zu bringen.

Deshalb ist es für uns unmöglich, in Zeiten, in denen an jedem zweiten Tag exklusive Farbfotoberichte von sogenannten Gnadentötungen Behinderter in Illustrierten zu lesen sind, daß wir gerade in solchen Zeiten ruhig bleiben und uns zurückziehen in die Diskussion um neue künstlerische Ausdrucksformen. Dazu können wir nur sagen: Das könnte euch so passen.

In Zeiten, in denen selbsternannte Sterbehelfer wie Hans Henning Atrott in Talk-Shows die Frage stellen, warum eigentlich keiner an der Klarheit des Verstandes von Menschen zweifelt, die trotz einer schweren Behinderung weiterleben möchten, in Zeiten, in denen auch in Münchner Kinderkliniken, vermeintlich behinderte Babys "unversorgt" gelassen, also im Klartext zum Abfall gelegt werden, weil der zuständige Arzt sich berechtigt fühlt, "lebensunwertes Leben" zu vernichten, in diesen Zeiten - meinen wir - ist es höchste Zeit für alle Krüppel, aus dem Frack zu fahren.

Wir haben doch unsere Erfahrungen: Stetig ansteigende Arbeitslosigkeit und wachsendes Elend lassen schnell die Frage nach den „unnützen Essern" aufkommen. Da kommt doch die Forderung nach dem "selbstbestimmten" Tod gerade zur rechten Zeit.

Die Forderung Behinderter nach selbstbestimmtem Leben außerhalb von Heimen hat da sehr viel weniger Gehör gefunden.

Und was den Klerus betrifft: Der scheint in dieser Hinsicht überhaupt taub zu sein. Nachdem sich der Papst bei der Diskussion um die Abtreibung so sehr für das ungeborene Leben eingesetzt hat, hätte man doch erwarten können, er würde sich auch für das schon geborene Leben einsetzen. Doch nichts passiert. Nicht einmal die Forderung nach einem Beratungszentrum für Sterbewillige. Garnichts. Vielleicht liegt das ja auch daran, daß das Leben behinderter Menschen sowieso nicht gottgewollt ist, wie uns Gretlies Schwarzmann, Sterbehelferin bei der Deutschen Gesellschaft für humanes Sterben aufklärte.

Weil wir in diesem Punkt etwas ganz anderes glauben und weil wir der Meinung sind, daß es sehr viel gibt, das uns etwas angeht, und weil wir selbstbestimmtes Leben für etwas sehr wichtiges halten, genau deshalb hilft nur eins: Krüppel aus dem Frack! Denn Totgesagte beziehungsweise Totgewünschte leben länger.

 

Renate Scbarbert (aus dem Programm)

 


 

Programm

 

KRÜPPEL AUS DEM FRACK (Ensemble)  

MIT DEM KOPF DIENEN  (Winkmann) 

FLAMMENDES INFERNO (Bethscheider, Radtke, Rolle, Stolle, Ulbricht, Vollmer) 

IM FALLE EINER LECKLAGE  (Kubsch, Bethscheider, Heß) 

DAS WORT ZUM SONNTAG/NACHTGEDANKEN  (Stolle, Ulbricht, Vollmer) 

ACHTUNG VOR JEDEM ACHTEN  (Bethscheider, Radtke, Stolle, Ulbricht, Vollmer) 

DIE AUFERLEGTE PRÜFUNG 1  (Bethscheider, Rolle) 

HERZBLATT (Bethscheider, Heß, Radtke, Rolle, Scharbert, Stolle, Ulbricht) 

NETTE NACHBARN (Bethscheider, Heß, Radtke, Vollmer) 

LIEBER TOT ALS...  (Rolle, Winkmann) 

DIE KRIEGEN WIR SCHON HIN  (Bethscheider, Radtke, Rolle, Scharbert, Ulbricht, Vollmer, Winkmann) 

FLOATER  (Scharbert, Winkmann)     WEITER SO, DEUTSCHLAND  (Ensemble) 

DIE AUFERLEGTE PRÜFUNG 2  (Bethscheider, Rolle) 

ENTSORGUNG DURCH MINIMIERUNG  (Ensemble) 

BLINDENSTRASSE  (Bethscheider, Heß, Radtke, Rolle) 

EINE ARME BEHINDERTE  (Scharbert, Stolle) 

WISCH UND WEG  (Bethscheider, Heß, Vollmer) 

MACH ROTES LICHT  (Kubsch, Scharbert, Stolle, Winkmann) 

FÜR TAUBE OHREN  (Rolle) 

FREIER TOD FÜR FREIE BÜRGER (Radtke, Heß, Scharbert, Ulbricht, Winkmann) 

DIE PISTOLE AN SICH  (Scharbert) 

YOU'RE DRIVING ME CRAZY (Ensemble)

 


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Back in the USSR

 

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Teil 1 | https://vimeo.com/user131654323

 

 

 

Die gesammelten Programme

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Das Ensemble (von 2005)

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Die Bücher

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Die Videos

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Krückliche Tage   

 

Premiere 27. November 1990 

 

Mit seinem ersten gesamtdeutschen Programm greift das Münchner Crüppel Cabaret natürlich Themen auf, die alle Deutschen angehen. Fortan teilen wir die leidvollen Erfahrungen mit dem Pflegenotstand, den sozialen Einschränkungen und den damit einhergehenden Vorstellungen von Sterbehilfe und Euthanasie mit unseren behinderten Brüdern und Schwestern "drüben", die sich von der Vereinigung beider deutscher Staaten sicher Besseres erhofft haben. Geteiltes Leid - halbes Leid? Vonwegen.

Aber das Münchner Crüppel Cabaret blickt natürlich auch über den deutschen Tellerrand hinaus und bezieht auf seine Weise Stellung zu den jüngsten weltpolitischen Entwicklungen. Klar, daß es dabei nicht bierernst zugehen kann.

Auch das Rollschoi-Ballett hat wieder zugeschlagen. Diesmal mit einem flotten Walzer.

Bei alldem wünschen wir unseren Zuschauern viel Vergnügen.

(aus dem Programm)

 


 

Programm

 

KRÜCKLICHE TAGE  (Ensemble) 

SONST NICHTS VOM LEBEN 1  (Bethscheider, Rolle, Ulbricht) 

WIR SIND ERST AM ANFANG  (Brunner, Scharbert, Stolle, Vollmer, Winkmann) 

DAS STELLDICHEIN  (Bethscheider, Vollmer) 

DIE LINKE SPUR  (Bethscheider, Brunner, Rolle, Stolle, Ulbricht) 

DER ROLLSTUHLCHAUVI  (Bethscheider, Brunner, Vollmer, Winkmann) 

SONST NICHTS VOM LEBEN 2  (Bethscheider, Rolle) 

EIN GESPENST GEHT UM  (Ensemble) 

SCHUH-BOX  (Bethscheider, Scharbert, Ulbricht) 

HILFE!  (Brunner, Rolle, Stolle) 

FREIE GEWISSENSENTSCHEIDUNG  (Scharbert) 

SONST NICHTS VOM LEBEN 3  (Bethscheider, Rolle) 

DIE DEUTSCHE WUNDE WEHR  (Ensemble)  PFLEGENOTSTAND  (Brunner, Rolle, Scharbert, Stolle, Vollmer, Winkmann) 

SONST NICHTS VOM LEBEN 4  (Bethscheider, Rolle) 

AUFFORDERUNG ZUM TANZ  (Scharbert, Winkmann) 

DIE QUOTENREGELUNG  (Bethscheider, Rolle, Ulbricht) 

DIE MORITAT VON BRIGITTE N.  (Ensemble) 

DER GUTE STERN  (Rolle, Stolle, Ulbricht) 

INTRIGATIONSVERSUCH  (Bethscheider, Brunner, Scharbert, Ulbricht, Winkmann) 

SONST NICHTS VOM LEBEN 5  (Bethscheider, Rolle) 

DIE WÜSTENKRÜCKSE  (Ensemble) 

BILDLICH GESPROCHEN  (Vollmer) 

ROLLEO UND STUHLIA  (Ensemble)

 


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Mit Rollust krückwärts  

 

Premiere 29. Januar 1992 

 

WAS GEHT UNS DAS AN?

Im neunten Jahr des Münchner Crüppel Cabarets brach eine neue Welle infamsten Ausländerhasses über unser Land herein. Wer Ausländer haßt, haßt auch vermeintliche Außenseiter oder Randgruppen - wie es bezeichnenderweise in Soziologendeutsch heißt. Randgruppen, Außenseiter, Aussätzige stürzt man gern über den enggefaßten Tellerrand, über den kleingeistige Provinzideologen von gestern heute offenbar immer noch nicht zu blicken vermögen. Deshalb müssen diese widerlichen, unser ganzes Volk beschämenden Exzesse auch unser Thema sein. Wir schämen uns weniger für die paar hundert Knallköpfe, die - verwirrten Geistes - ihre eigene Hilflosigkeit an andersartigen Menschen auslassen, als vielmehr für die anwachsende Zahl derer, die diese Gewalttätigkeiten an Gästen in unserem Land billigen, ihnen applaudieren und sie politisch - um Wählerstimmen bangend- ausschlachten. Ausländer, Ausgegrenzte, Außenseiter, Ausnahmesituationen, vor denen Außenseiter immer gewarnt haben, das war für uns immer ein Zusammenhang, um den wir uns in den vergangenen Jahren kabarettistisch bemüht haben und weiter bemühen werden.

Das Attentat im achten Jahr unseres Bestehens auf ein Mitglied der Regierung mit der Folge, daß ein Minister, jetzt Fraktionsvorsitzender, als Krüppel weiterleben muß, hat die Öffentlichkeit in eine große Verunsicherung versetzt. Diese Verunsicherung weckt unser höchstes Interesse; denn muß erst ein so schreckliches Attentat passieren - so fragen wir uns - daß sich die Medien in ihrer Verantwortlichkeit für alle Probleme in unserer Gesellschaft minutiös für die Probleme eines behinderten Menschen interessieren, während Millionen anderer behinderten Menschen seit Jahren um bessere Lebensumstände und für ein selbstbestimmtes Leben kämpfen, das die Gesundheitsreform und Einsparungen im Sozialbereich heute immer mehr in Frage stellen? Gesundheitsminister Blüm und der verkrüppelte Fraktionsvorsitzende Schäuble in der gleichen Partei. Eine Schizophrenie? Wer weiß. Jedenfalls gehen wir diesen und vielen anderen Fragen in unseren Jubiläumsprogramm nach. Und dabei wünschen wir Ihnen sehr viel Spaß.

(aus dem Programm)

 


 

Programm

 

MIT ROLLUST KRÜCKWÄRTS (Ensemble) 

EIN SCHRÄUBLE LOCKER (Blasi, Rolle, Scharbert, Vollmer, Winkmann) 

EINE SCHÖNE BESCHERUNG (Bethscheider, Kufner, Ulbricht) 

NONSENS-KONSENS (Winkmann) 

MITLEID 1 (Bethschelder, Kufner, Rolle, Winkmann) 

SCHMERZENSGELDMINDERUNG (Bethscheider, Blasi, Kufner, Lehmann, Rolle, Ulbricht) 

MITLEID 2 (Bethscheider, Lehmann, Rolle, Vollmer) 

LASS DICH ÜBERRASCHEN (Blasi, Kufner, Lehmann, Rolle, Scharbert, Stolle, Ulbricht, Vollmer) 

DAS WUNDER VON LIMBURG (Rolle, Lehmann) 

EINE BIBLISCHE PLAGE? (Ensemble)  TEAM 2000 (Blasi, Lehmann, Scharbert, Ulbricht, Vollmer, Winkmann) 

AKTENZEICHEN XY UNGELÖST (Blasi, Lehmann, Rolle, Scharbert, Ulbricht) 

ONELEG (Blasi) 

HÄUSLICHE BLTZPFLEGE (Bethscheider, Winkmann, Scharbert, Vollmer) 

AUF HERZ UND NIEREN (Blasi, Kufner, Lehmann, Rolle, Scharbert, Vollmer) 

TRAU, SCHAU WEN (Ensemble) 

GROSSES FINALE (Ensemble)

 


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(kommt noch)

 

 

Selektionsrest satt und sauber

 

Premiere 13.4.1994

BöSEN WÖRTERN FOLGEN BöSE TATEN

Vor zwölf Jahren war das Gauweiler-Wort "Soziallästig" Titel unseres ersten Programms. Heute, zwölf Jahre später, haben wir das Wort "Selektionsrest" zum Titel unseres achten Programms erkoren. Als "Selektionsrest" wurden unlängst in einem Fragebogen der Pädagogischen Hochschule Heidelberg schwerbehinderte junge Menschen bezeichnet, die nicht in Regelschulen integrierbar erscheinen. Angesichts der Tatsache, daß während des Naziregimes auch behinderte Menschen selektiert und umgebracht wurden, ist diese Wortwahl eine Ungeheuerlichkeit, die uns allen zu denken geben sollte. Kein Wunder, daß sich bei dieser zynischen Bezeichnung von Menschen Assoziationen einstellen, die an menschlichen Abfall, an überflüssige Ballastexistenzen gemahnen. So mag es manchen irregeleiteten Skinheads naheliegend erscheinen, den "Volkskörper zu säubern" von diesem "Selektionsrest", der unter Adolf Hitler ihrer Meinung nach konsequenterweise vergast gehört hätte. Also gehen sie "Spastis klatschen". Und dabei wähnen sie sich als Vollstrecker der "Volksmeinung". Sie tun, was nach ihrer Ansicht alle denken. Natürlich denken so nicht alle. Gott sei Dank nicht. Aber wie lange wird es noch dauern, bis die Stimmung in der Nation umschlägt, wenn Wissenschaftler durch ihre zynische Wortwahl einer behindertenfeindlichen Atmosphäre das Terrain bereiten?

Wenn schwerbehinderte junge Menschen als "Selektionsrest" bezeichnet werden dürfen, sehen wir uns aus Solidarität mit ihnen auch als "Selektionsrest". Und weil wir uns wehren können, schlagen wir zurück. Mit scharfgewetzter Schwarzsatire, versteht sich. Und dabei wünschen wir unserem Publikum - wie immer - viel Spaß.

(aus dem Programm)

 


 

Programm

 

SELEKTIONSREST (Ensemble) 

PLAUSCH AM ZAUN (Assbichler, Rolle, Ulbricht, Kufner) 

KONTAKTANZEIGE (Assbichler) 

TOLERANZSCHWELLE (Kufner, Winkmann) 

BELFAST 1 (Kufner, Ulbricht, Scharbert, Lehmann, Rolle) 

ROLLSTUHLMODENSCHAU (Ulbricht, Blasi, Winkmann, Scharbert, Assbichler,Kufner) 

BEI SMOGALARM (Rolle) 

WEINPROBE (Assbichler, Kufner, Lehmann, Rolle, Scharbert) 

HORRORMELDUNG 1 (Blasi) 

KOPFRECHNEN (Rolle) 

TEMPOLIMIT (Blasi, Lehmann) 

VERZEIH MIR (Assbichler, Kufner, Ulbricht, Rolle, Scharbert)

DAS LITERARISCHE DUETT (Lehmann, Scharbert)     ZWERGENAUFSTAND (Ensemble) 

DER TURNSCHUH DER SEELE (Scharbert, Winkmann) 

EXPERTENFORUM (Blasi, Lehmann, Scharbert, Winkmann) 

GUT GEHALTEN (Ensemble) 

ETHISCH HOCHSTEHEND (Rolle, Ulbricht, Kufner, Scharbert, Winkmann) 

FLUCHT SELBSTBESTIMMT (Assbichler) 

BESESSENE (Kufner, Scharbert) 

BELFAST 2 (Blasi, Lehmann, Rolle, Scharbert, Winkmann) 

HORRORMELDUNG 2 (Assbichler) 

DIE VÖGEL (Scharbert, Winkmann) 

FERIENFREUDEN (Ulbricht) 

DAS EKELTEAM (Ensemble)

 


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(kommt noch)

 

Ausgepflegt  

 

Premiere 5.3.1997 

 

Dieser Begriff ist eine Ausgeburt ausgerasteter Bürokratenhirne. Er umschreibt das Ableben alter und behinderter Menschen, die auf Pflege durch andere Menschen angewiesen waren. Angesichts menschenverachtender Kosten-Nutzen-Erwägungen ist der Zustand des "Ausgepflegt"seins der optimale Zustand pflegebedürftiger Personen. Aber der Mensch hängt nun mal an seinem Leben. So verordnet das "Jahrhundertwerk" des Dr. Norbert Blüm, das Pflegeversicherungsgesetz, in seinen Ausführungsbestimmungen die Pflege nach einem Punktesystem im Sekundentakt. In einschlägigen Kreisen spricht man bereits von "Rennpflege", von "Fließbandpflege" oder "Verwahrpflege". Selbstverständlichkeiten wie menschliche Zuwendung und ein tröstendes Wort gelten als "Kaviarleistungen", also unbezahlbarer Luxus. So kommt es, daß immer mehr Pflegebedürftige Menschen, ernährt durch "Sondenkost", entleert mit Hilfe von Kathetern, seelisch verrotten und in Einsamkeit dahindämmern, bis sie vorzeitig den Löffel abgeben und damit "ausgepflegt" sind. Ist es falsch, angesichts dieser Art von Pflege von schleichender Euthanasie zu sprechen?

"Ausgepflegt" ist das Münchner Crüppel Cabaret nun gerade nicht. Im Gegenteil: Ausgelassen und ausgeflippt hat es sein Jubiläumsprogramm zum l5jährigen Bestehen ausgekocht. Herausgekommen ist ein Szenenreigen rund um das Thema Pflege und selbstbestimmt Leben, musikalisch aufgemischt mit Slapsticks und Tänzen des Rollschoiballetts. Bierernst ausgeschlossen. Statt dessen wie gewohnt scharf gewetzte Schwarzsatire. Dabei wünschen wir unserem Publikum viel Spaß und gute Unterhaltung.

(aus dem Programm)

 


 

Programm

 

AUSGEBURTEN (Ensemble) 

DER WASCHMASCHINENSCHRECK (Stark, Winkmann, Lehmann) 

GELINDE GESAGT (Assbichler, Kufner, Geifrig) 

ANTIFRUST (Blasi, Stark, Kuffier, Winkmann, Echsle) 

VON KOPF BIS FUSS (Kufner, Assbichler, Blasi, Geifrig, Stark) 

SICHTWEISEN (Lehmann. Winkmann) 

HEUTE FIT FÜR MORGEN (Echsle, Geifrig, Kufner, Winkmann, Stark) 

ÖSTERREICHERWITZ (Lehmann) 

FUSSVERQUER (Blasi, Geifrig, Winkmann) 

SELBSTBESTIMMT LEBEN 1 (Assbichler, Geifrig, Lehmann) 

DANKBAR BIS ZUM LETZTEN SCHECK (Echsle, Geifrig, Kufner, Stark, Lehmann, Winkmann) 

EVENT-OUTFITS (Ensemble) 

STRAFLEKTÜRE (Assbichler, Blasi)     ONESTEP (Geiflig, Winkmann, Blasi) 

LEISTUNGSKOMPLEX (Kufner, Echsle) 

DER TURNSCHUH DER SEELE (Geifrig, Winkmann, Blasi, Echsle) 

TEUFLISCH (Assbichler) 

SELBSTBESTIMMT LEBEN 2 (Geifrig, Stark, Kufner) 

IM VORLIEGENDEN FALL  (Lehmann, Stark, Echsle) 

KEMAL (Geifrig) 

EINSTUFUNG ZUR PFLEGE (Assbichler, Winkmann) 

KOPFGELDPRÄMIE (Stark, Assbichler) 

ORPHEUS-VARIATION (Geifrig, Winkmann) 

DIE INVASION DER CRYPLONEN (Ensemble) 

PFLEGELEICHT (Lehmann) 

ULTIMATIVES BENEFIZ GAIA KONZERT (Ensemble)

 


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(kommt noch)

 

Rollenium  

 

Premiere 3.11.1999 

 

Mit seinem zehnten Programm zieht das Münchner Crüppel Cabaret satirische Bilanz zur Jahrtausendwende. Dabei wird die katastrophale Pflegesituation in unserem Lande ebenso aufs Korn genommen wie die segensreichen Therapien, mit deren Hilfe Rollstuhlfahrer den aufrechten Gang erlernen sollen. Behinderte Kinder verklagen Ärzte, weil sie sie nicht abgetrieben haben, und die Kinder so der postnatalen Diskriminierung ausgesetzt sind. Neue Rollstuhl-Navigationssysteme werderi getestet und das Geheimnis der wundersamen Vermehrung von Rollstühlen gelüftet. Rolletarier aller Länder vereinigen sich zu einer abenteuerlichen Expedition zum Pol aller Polen. Wege aus der Depression weist der erste Grand Prix des behinderten Liedes. Das alles ist angerichtet mit Tänzen des RollschoiBalletts und gewürzt mit Selbstironie und einer gehörigen Prise scharf gewetzter Schwarzsatire. Ein Ensemble im Rollrausch. Dabei wünschen wir unserem Publikum viel Spaß und gute Unterhaltung.

(aus dem Programm)

 


Programm

 

ROLLENNIUM (Ensemble) 

WEISS MAN'S? (Aßbichler, Kufner, Winkmann) 

AKTE X (Brandmair, Geifrig, Kufner, Winkmann) 

VOLL ÜBERNOMMEN (Aßbichler, Blasi) 

IM ROLLRAUSCH (Ensemble) 

ANTIDISKRIMINIERUNG (Lehmann) 

BLINDFLUG (Brandmair, Blasi, Geifng) 

UND DANN DAS (Geifrig, Kufner, Winkmann) 

KLAGE UM JEDEN PREIS (Aßbichler) 

DER TURNSCHUH DER SEELE (Brandmair, Blasi, Geifrig, Winkmann) 

LÄSTIGKEITSFAKTOR 7 (Aßbichler, Blasi, Geifrig, Lehmann, Kufner, Winkmann) 

ROLLETARIER ALLER LÄNDER (Ensemble) 

GERETTET (Aßbichler) 

REISE ZUM POL (Ensemble) 

BECKY SELBSTBESTIMMT (Geifrig) 

GUT GEMEINT (Kufner, Winkmann) 

VERKEHRSEXPERTEN (Blasi, Lehmann) 

MEIN FRITZ (Brandmair) 

AUFRECHTE (Ensemble) 

STELLENANGEBOT (Blasi) 

KINDERKLAGEN (Geifrig, Winkmann) 

WEGE AUS DER DEPRESSION (Aßbichler, Brandmair, Kufner, Lehmann) 

GISELLE-BALLETT-GALA (Geifrig, Winkmann) 

INTERNATIONAL DISABILITY SONG CONTEST (Ensemble)

 


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PDF-Datei I Rollendem

 

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Rollis wollt Ihr ewig spielen? 

 

Premiere 14. Februar 2002

Unter diesem Titel feiert im Februar 2002 das Münchner Crüppel Cabaret mit einem Best-of-Programm sein 20jähriges Bestehen. Bei der Sichtung der zehn Programme, die wir in den vergangenen 20 Jahren gespielt haben, ist uns die Auswahl der Nummern für unser Jubiläumsprogramm wahrlich nicht leicht gefallen. Schließlich haben wir uns auf eine furiose Szenenabfolge von scharf gewetzter Schwarzsatire, Slapsticks und Rollstuhltänzen einigen können, auf Nummern, die unser Publikum gerne noch einmal gesehen hätte. Wir haben Sketche aktualisiert, alte Choreographien neu einstudiert und fast vergessene Szenen in neuer Besetzung geprobt. In den vergangenen 20 Jahren hat das Münchner Crüppel Cabaret in ca. hundert Städten zwischen Hamburg und Zürich, Basel und Berlin gastiert und ist von München über Wien bis Moskau gekommen. Auftritte bei internationalen Theaterfestivals wie auch bei Behindertenkulturfestivals riefen wahre Begeisterungsstürme hervor und bestärkten uns auf unserem eingeschlagenen künstlerischen Kurs.

20 Jahre Münchner Crüppel Cabaret. Der Stoff ist uns Dank der Borniertheit von Politikern, Behörden, Ärzten, Richtern und selbst ernannten Experten nie ausgegangen.

Und bei unseren Proben hatten wir neben der anstrengenden konzentrierten Arbeit immer viel zu lachen. Oft sollte unser Ensemble von Experten als Integrationsmodell vereinnahmt werden. Dagegen haben wir uns immer heftigst zur Wehr gesetzt. Denn im Ensemble des Münchner Crüppel Cabaret findet etwas Selbstverständliches statt: Die gleichberechtigte Zusammenarbeit von behinderten und nichtbehinderten Künstlerinnen und Künstlern, getragen von gegenseitigem Respekt und freundschaftlicher Zuneigung. Das erscheint uns als gelebte Normalität, und wir hoffen, davon auch bei unseren Auftritten ein wenig zu vermitteln.

Doch nun Vorhang auf für unseren Szenenreigen mit beißender Satire voller Selbstironie und Nonsens und mit den einzigartigen Tänzen des Rollschoi-Balletts. Dabei wünschen wir unserem Publikum viel Spaß und gute Unterhaltung.

(aus dem Programm)

 


 

Programm

 

ROLLATERALSCHÄDEN INBEGRIFFEN (Ensemble) 

UMLEGEN (Blasi) 

VON KOPF BIS FUSS (Kufner, Aßbichler, Blasi, Geifrig) 

LIEBER TOT ALS... (Lehmann, Winkmann) 

SONST NICHTS VOM LEBEN 1 (Aßbichler, Kufner, Lehmann) 

DIE MIT DEM ROLF TANZT (Geifrig, Winkmann) 

HILFE! (Aßbichler, Blasi, Lehmann) 

VORSICHT BEI HEITERKEITSAUSBRÜCHEN (Brandmair) 

MACH ROTES LICHT (Geifrig, Kufner, Lehmann, Winkmann) 

ONELEG (Blasi) 

EINTRITT FÜR DEN HIMMEL (Brandmair, Kufner, Lehmann) 

SONST NICHTS VOM LEBEN 2 (Aßbichler, Lehmann) 

DER TURNSCHUH DER SEELE (Blasi, Brandmair, Geifrig, Winkmann) 

SONST NICHTS VOM LEBEN 3 (Aßbichler, Lehmann) 

ROLLETARIER ALLER LÄNDER (Ensemble) 

DAS LITERARISCHE SOLO (Lehmann) ONESTEP (Blasi, Geifrig, Winkmann) 

DIE GEHEIMSTEN GEDANKEN EINER FESTREDNERIN (Kufner) 

DAS EKELTEAM (Ensemble) 

SONST NICHTS VOM LEBEN 4 (Ensemble) 

DIE INVASION DER CRYPLONEN (Brandmair) 

PFLEGELEICHT (Lehmann) 

DER NEUE TARZAN (Blasi, Winkmann) 

WISCH & WEG (Aßbichler, Geifrig, Kufner) 

SONST NICHTS VOM LEBEN 5 (Aßbichler, Lehmann) 

DIE VÖGEL (Geifrig, Winkmann) 

KONTAKTANZEIGE (Aßbichler) 

HÄUSLICHE BLITZPFLEGE (Brandmair, Geifrig, Kufner, Winkmann)

DIE TOLERANZSCHWELLE  (Aßbichler, Blasi) 

ULTIMATIVES BENEFIZ GALA KONZERT  (Ensemble)

 


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PDF-Datei I Schlagzeilen Krüppeldick

 

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(kommt noch)